Antrag Gesunde Stadt

mit Unterstützung von Herr Dr. Rehn-Groenendijk und seine Kolleg*innen, die u.a. ihre bisherigen Erfahrungen im Rahmen der transdisziplinären Forschung an der Hochschule Darmstadt bei der Bearbeitung komplexer Probleme der Nachhaltigen Entwicklung (z.B. zukunftsorientierte Stadtentwicklung) miteinbringen.

BIKK-Ratsherr fordert ein Konzept, das verschiedenen Aspekte zusammenführen soll

Antrag für eine „Gesunde Stadt Kempen“

Kurz vor der letzten Ratssitzung des Jahres am kommenden Donnerstag, 15. Dezember, ist bei der Kempener Stadtverwaltung ein Antrag der BIKK eingegangen unter der Überschrift „Gesunde Stadt Kempen“. Ratsherr Stefan Ditzen fordert darin zum einen die Bereitstellung von 20 000 Euro im Haushalt 2023 für Beratungen durch das „Designinstitut für Gesundheitsförderung und Prävention“ im Fachbereich Gestaltung an der Hochschule Darmstadt. Zum anderen soll auf Basis dieser Beratung ein Konzept „Gesunde Stadt Kempen“ erarbeitet werden.

Sieben Qualitätsmerkmale, darunter „inklusiv“, „spielbar“, „nachbarschaftlich“, „aktiv“, etc. sollen demnach als Orientierungsrahmen dienen, um bei jeder neuen Planung im Kempener Stadtgebiet „gesundheitsfördernde Potenziale zu erschließen“, so Ditzen in seinem Antrag. Kempen werde dadurch nicht nur gesünder für seine Bewohner, sondern auch wirtschaftlich und touristisch attraktiver. Die Berater würden die Konzept-Erstellung unter anderem durch Workshops und Bürgerbefragungen unterstützen. Bisherige Einzelprojekte, wie das Radverkehrskonzept oder die Konzeption „Spiel, Bewegung und Aufenthalt“, könnten laut Ditzen im Konzept „Gesunde Stadt Kempen“ zusammengeführt werden.Anlass des Antrags sind offenbar auch die geplanten Wohngebiete im Kempener Westen, welche der Stadtverordnete kritisiert. Bei diesen würden die Auswirkungen des Vorhabens unter anderem auf die menschliche Gesundheit nicht beachtet. „Der Bauabschnitt Kempen-West A berücksichtigt die in dem Antrag geforderten Rahmenbedingungen keineswegs. Hier wird geplant, wie in den letzten Jahrzehnten – wie im letzten Jahrtausend“, so Ditzen gegenüber der WZ. „Wichtig wäre aber eine gesamtheitliche Planung aller Themen in Kempen, die den Menschen mit seinen Wünschen nach weniger Lärm, weniger Feinstaub, weniger Hitze, weniger Stress, sozialer Integration, uvm. in den Fokus rücken.“
Verwaltung: Antrag ist nicht mit den Fachämtern abgestimmt
In seiner E-Mail an die Verwaltung, welcher der Antrag anhing, bat Ditzen darum, die 20 000 Euro Beratungskosten noch vor der Ratssitzung in den Haushalt einzustellen. „Der eigentliche Antrag kann dann in die erste Ratsperiode 2023 einfließen.“ Antrag und Beratungskosten seien mit Bürgermeister Christoph Dellmans abgestimmt.
„Meine Frau und ich haben das Konzept bereits einigen Fraktionen als auch Herrn Dellmans vorgestellt“, bestätigt Stefan Ditzen auf Nachfrage. „In dem Gespräch mit Herrn Dellmans signalisierte er, dass er das gut findet und wir entsprechende Mittel in den Haushalt einstellen lassen mögen.“ Natürlich müsse dies vom Rat beschlossen werden, „aber wer mag sich schon gegen die Entwicklung eines gesundes Kempens stellen wollen?“Auf diese Frage hat man im Rathaus keine Antwort. Wohl aber auf jene nach dem Prozedere. „Der Antrag ist nicht mit Fachämtern der Verwaltung abgestimmt“, so Stadtsprecherin Johanna Muschalik-Jaskolka. Die Thematik sei mit dem Bürgermeister besprochen und sei „Interesse an einer Weiterverfolgung“ formuliert worden. Eine weitere interne Abstimmung, auch bezüglich des finanziellen Aufwands, sollte allerdings vor Antragstellung erfolgen. „Der Antrag wurde nun frühzeitig gestellt, ohne weitere Formulierungs- und Finanzierungsabstimmung.“Auch von der Notwendigkeit des vorgeschlagenen Konzeptes scheint man im Rathaus noch nicht vollständig überzeugt: Die Lebens- und Aufenthaltsqualität sei in Kempen bereits sehr hoch, so die Stadtsprecherin. Um sie noch weiter zu verbessern und die Stadt auch für die zukünftigen Herausforderungen gut aufzustellen, gebe es bereits verschiedene Konzepte, unter anderem: „Spiel, Bewegung, Aufenthalt (Freiflächenkonzept)“, Sportentwicklungskonzept, Radverkehrskonzept, Klimaschutzkonzept. Daneben soll noch ein Mobilitätskonzept erarbeitet werden.„Die beschriebenen Konzepte liefern bereits Ideen und Lösungsansätze für die von Herrn Ditzen beschriebenen Herausforderungen. Es wäre entsprechend abzustimmen, inwieweit das von Herrn Ditzen beschriebene Konzept in Teilen als Ergänzung gesehen werden kann.“ Dies hätte allerdings vor dem Antrag geschehen müssen.

Von Stefanie Keisers-Krambrökers

Antrag für eine „Gesunde Stadt Kempen“

Leserbriefe

„Wieder einmal nur Business as usual“

Zum Artikel „Antrag für eine Gesunde Stadt Kempen“ (WZ vom 9.Dezember):
„Es ist bemerkenswert, aber offensichtlich typisch für die Kempener Verwaltung, abwehrend auf Vorschläge und Initiativen von Bürgern zu reagieren. Management findet keine Anwendung, lediglich Machtdemonstrationen. Da legt also ein Ratsherr ein Konzept vor, das bisherige Einzelkonzepte der Verwaltung unter wissenschaftlicher Begleitung in fortschrittlicheres Konzept zusammenfassen möchte und mit Hilfe des Designinstituts an der Hochschule Darmstadt die überlastete Stadtverwaltung entlasten könnte, verbunden mit zukunftsweisenden neuen Ideen und Konzepten. Er stellt nach offensichtlicher Ermutigung durch den Bürgermeister einen entsprechenden Antrag und wird jetzt – wo die Stunde der Wahrheit für den Bürgermeister kommt, um Führung zu zeigen – durch die Pressesprecherin der Stadt ausgebremst. Hier findet wieder die bekannte Abwehrhaltung der Stadt Aufmerksamkeit: Not Invented Here !
Seit wann müssen Anträge mit den Fachämtern abgestimmt sein? Anträge werden vorgetragen, besprochen und beschieden. Hier soll wohl signalisiert werden, daß der Bürgermeister seine Meinung geändert hat und sich für „business as usual“ entschieden hat, dies aber nicht eingesteht und einer klaren Führung ausweicht. Das Peter-Prinzip in Kempen. Der Wille und die Bereitschaft zu lernen und sich mit neuen von der Wissenschaft unterstützten Ideen zu beschäftigen, will sich die Stadt ganz offensichtlich entziehen , dies aber nicht eingestehen. Es bleibt bei den bekannten allgemeinen Statements, aber der Ausspruch von Philipp Rosenthal will nicht verstanden werden: Wer aufhört besser zu werden, hat aufgehört gut zu sein.“
Karl-Heinz Raab
Kempen

„Wieder einmal nur Business as usual“