Bürgerinitiative Fahrradstadt KEmpen

Zukunfts- werkstatt
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Radverkehr

08.10.2019 im LvD

Zukunftswerkstatt Radverkehr in Kempen

Die Bürgerinitiative Fahrradstadt Kempen sieht die bisher bekannt gewordenen Planungen für ein neues Radverkehrskonzept als guten Einstieg in Richtung auf das Ziel, Kempen zu einem Leuchtturmprojekt ähnlich der niederländischen Stadt Houten zu entwickeln.

Die Bürgerinitiative veranstaltet daher eine Zukunftswerkstatt Radverkehr. Der erste Termin mit Critical Mass-Teilnehmern fand nun am 08.10.2019 in den Räumen des LvD statt.

Zur Einstimmung konnten sich die Teilnehmer Schnappschüsse von gefährlichen Radverkehrs­situationen morgens kurz vor acht Uhr auf der Berliner Allee ansehen. Allen wurde sofort klar, dass sowohl die Breite des Bordsteinradwegs, als auch die Verkehrsdichte des Autoverkehrs zu dieser Tageszeit untragbar sind. Eine inzwischen von mehreren Seiten angestrebte Verringerung des Tempos und sogar die Öffnung der Straße für Fahrradfahrer kann nur der Anfang sein. Man war sich schnell einig, dass das Verkehrsaufkommen insgesamt verringert werden muss. Die zu erwartenden Verkehre des geplanten neuen Wohngebiets dürfen hier nicht zu einer Mehrbelastung führen. Dazu muss dringend ein neues komplettes Verkehrskonzept erarbeitet werden. So genannte Big Blocks, wie von der FDP vorgeschlagen, wurden als für Großstädte interessantes Konzept angesehen, aber für Kempen ist ein Zonenkonzept wie in Houten deutlich sinnvoller, war der einhellige Tenor.

Nächster Brennpunkt ist der Brahmsweg, für den eine durchgehende Vorfahrtsregelung gefordert wurde, auch wenn parallel ein (bisher nicht in Details bekannter) Radschnellweg eingerichtet werden soll. Der Bahnradweg ist für Kinder sicherer und als Schulweg zu den Grundschulen sehr wichtig. An den Übergängen sollte eine Erhöhung der Fahrbahn mit deutlicher farbiger Markierung für zusätzliche Sicherheit sorgen. Ein Teilnehmer schlug eine Art Lotsendienst für die Übergangs­phase vor, damit sich alle Beteiligten an die veränderten Bedingungen gewöhnen können. Man könne erst einmal einen Kreuzungsbereich derart umgestalten und bei (zu erwartender Akzeptanz) den gesamten Bahnradweg derart umgestalten. Überflüssig würden so auch die kleinen Aufstellflächen auf den Verkehrsinseln, die z.B. für Räder mit Anhängern, Tandems und Lastenräder sowieso zu kurz sind.

Ein weiteres Thema waren die im bisherigen System gar nicht berücksichtigten Bedürfnisse von Pedelec- und Speed-Pedelec-FahrerInnen. Es stellte sich heraus, dass es inzwischen eine beachtliche Zahl an Menschen gibt, die mit solchen schnelleren Rädern ihren Arbeitsplatz in Kempen oder in der teilweise weiteren Umgebung ansteuern. Gerade diese relativ schnellen Radfahrer fühlen sich in Kempen oft unwohl, weil z.B. Autofahrer ihre Geschwindigkeit unterschätzen und versuchen, sie trotz 40 Km/h noch zu überholen. Sie werden angehupt und abgedrängt, da offenbar vielen Autofahrern unbekannt ist, dass Speed-Pedelecs gar nicht die Radwege benutzen dürfen. Hier wird mehr Aufklärung gewünscht.

Als Hindernis empfinden gerade die Radler, die zum Arbeitsplatz unterwegs sind, aber auch viele andere, den Außenring. Das dortige Bettelampelsystem für Fußgänger und Radfahrer stieß einhellig auf Ablehnung. Man muss und kann dort die Grünphase erst anfordern, wenn man an der Ampel steht und bekommt dann aber regelmäßig erst bei der nächsten Grünphase für den Autoverkehr auch grün. Daher wurde mehrheitlich im Kreuzungsbereich mit dem Außenring für Kreisverkehre (wie in den Niederlanden üblich) plädiert. Diese sind nicht nur für den Pkw-Verkehr deutlich sicherer, sondern bringen auch für die Radler und Fußgänger Verbesserungen. 

Obwohl Kempen viele schöne Radwege hat, enden diese fast alle vor den Toren der Innenstadt. Als besonders unangenehmes Beispiel wurde der Steinpfad genannt. Dieser fiel bei der letzten Critical Mass direkt zweifach negativ auf, erstens ist der Bordstein so hoch, dass einige Stürze passierten und zweitens stellen die Autofahrer die Einfahrt zum Steinpfad zu.

 

Große Zustimmung gab es für den Vorschlag, in einer Testphase eine Ringspur für Radfahrer mit Absperrgittern einzurichten. Dadurch könnte in Erfahrung gebracht werden, ob ein teurer Umbau des Rings in Kreisverkehre den das Radverkehrskonzept vorschlägt, notwendig ist.


Sämtliche anwesenden RadfahrerInnen waren auch Autofahrer. Dennoch waren sich alle Anwesenden einig, gerne Tempo 30 für alle Wege im Stadtgebiet zu akzeptieren, damit das Radfahren sicher wird!