Umweltgutachten - Kempen

Aus Umweltbericht zu FNP58 nördlich Orbroicher

Umweltbericht zur 58. Änderung des Flächennutzungsplanes der Stadt Kempen

Hitzebelastung

Vor allem in dicht bebauten und stark versiegelten städtischen Bereichen heizen sich Oberflächen und
Gebäude je nach Wetterlage und Standort stark auf und fungieren als Wärmespeicher. Aufgrund des
i.d.R. geringen Vegetationsanteils und fehlender Wasserflächen in städtischen Bereichen in Verbin-
dung mit einem eingeschränkten Luftaustausch mit der Umgebung sind Abkühlungsprozesse stark
vermindert. Dieser im Zuge des Klimawandels verstärkt auftretende urbane Hitzeinseleffekt ist sowohl
mit einer Zunahme der Hitzetage und der sommerlichen Temperaturen, als auch mit einer unzurei-
chenden nächtlichen Abkühlung verbunden, wodurch das Risiko einer Hitzebelastung der Bevölkerung
zunimmt. Die potentielle Hitzebelastung von Siedlungsbereichen und ihre räumliche Ausbreitung kann
dem FIS Klimaanpassung des LANUV in der Klimatopkarte oder der Klimakarte des RVR entnommen
werden.

Durch bauliche Entwicklungen kann das Risiko des Aufheizens von Siedlungsbereichen verstärkt wer-
den. Das kann insbesondere durch eine höhere Gefährdung in Form von einer Zunahme des Versie-
gelungsgrads und einer dichteren Bebauung herbeigeführt werden. Auch ein größeres Verhältnis von
bestehenden Bebauungsflächen zu klimatischen Ausgleichsflächen, wie Grün- oder Brachflächen, die
als Entstehungsgebiete für Kalt- und Frischluft dienen, kann zu einer Erhöhung der innerstädtischen
Überwärmung führen.

In der Bauleitplanung kann mit geeigneten Anpassungs- und Vorsorgemaßnah-
men zur Anpassung von Siedlungs- und Infrastrukturen an Hitzeereignisse und Minimierung des Hitze-
risikos beigetragen werden.
Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Nordrhein-Westfalen fiel im Zeitraum 1989-2018 bereits um
0,6°C höher aus als für den vorangegangenen Zeitraum ab 1951. Zudem wird bis 2055 von einer wei-
teren mittleren Änderung von 1,4°C ausgegangen bei einer prognostizierten Zunahme von Sommerta-
gen um +9 weiteren Tage bei gleichzeitiger Abnahme der Frosttage um 23 Tage (Regionaler Klimaat-
las NRW).

Insgesamt ist also von einer deutlichen Zunahme sommerlicher Hitzebelastung auszugehen.
Es ist derzeitig von einer relativ geringen thermischen Belastung innerhalb des Untersuchungsgebie-
tes auszugehen. Die unbebauten und landwirtschaftlich genutzten Flächen verfügen über das Klima-
top Freilandklima. Dieses zeichnet sich dadurch aus, dass der Tagesgang der Temperatur und Feuch-
te, sowie die Windströmungsbedingungen nahezu unverändert sind. Freilandklimatope stellen bedeut-
same Frischluftgebiete mit hoher Ausgleichswirkung gegenüber klimatisch belasteten Bereichen dar.
Die Landwirtschaftsflächen innerhalb des Untersuchungsraumes zwischen Janspfad und Stendener
Straße weisen einen nur geringen Kaltluftvolumenstrom auf. Der Bereich östlich der Stendener Straße
verfügt über einen mittleren Kaltluftvolumenstrom. Bisher gilt für den bebauten Anteil des Untersu-
chungsgebietes das Stadtrandklima und teilweise das Vorstadtklima. Diese zeichnen sich zum über-
wiegenden Teil durch keine nächtliche Überwärmung auf. Allein die Reihenhausbebauung östlich Am
Loershof und nördlich der Orbroicher Straße zeigt eine schwache nächtliche Überwärmung. Demnach
liegt der Bereich nicht in einem von Hitzebelastung betroffenen Gebiet.

Starkregenereignis

Mit dem Klimawandel gehen Wirkungen auf das Niederschlagsregime einher, wodurch die Wahr-
scheinlichkeit für Starkregenereignisse und damit das Risiko für Überflutungen steigt. Starkregenereig-
nisse stellen kleinräumige, potentiell überall auftretende Niederschlagsereignisse mit großen Nieder-
schlagsmengen bezogen auf die Zeiteinheit dar. Vor allem in dicht bebauten und stark versiegelten
städtischen Bereichen stellt das ein hohes Risiko dar, da das Gefährdungspotential aufgrund von bei-
spielsweise ungebremst oberflächlich abfließendem Niederschlag und fehlenden Retentionsflächen
und das Vulnerabilitätspotential zum Beispiel aufgrund der Besiedlungsdichte erhöht ist. Die Gefähr-
dung wird vor allem durch die örtlich gegebene Struktur der Geländeoberfläche beeinflusst. Gefährde-
te städtische Bereiche können dementsprechend Karten, welche das Relief darstellen, wie einem digi-
talem Geländemodell (DGM), entnommen werden. Einige Kommunen stellen bereits auch Starkregen-
gefahrenkarten zur Verfügung, welchen die potentiell von Überflutungen betroffene Bereiche entnom-
men werden können. Diese zeigen i.d.R. Szenarien von Starkregenereignissen (x Liter/m²/h) und die
damit einher gehenden potentiell überfluteten Bereiche mit einer Klassifizierung der Höhe der Überflu-
tung. Einige städtische Bereiche weisen grundsätzlich eine erhöhte Überflutungsgefährdung auf, wie
Unterführungen, Tiefgaragen oder Keller.

Für den Betrachtungsraum 2011 – 2055 gehen Klimaprojektionen von einer Erhöhung der Durch-
schnittlichen Niederschläge um +4% aus bei Zunahme einer mittleren Änderung von Regentagen um
einen Tag. Dahingehend werden auch Starkregenereignisse weiter zunehmen, wodurch das Risiko für
Überflutungen steigt. Für die Stadt Kempen existiert derweil noch keine Starkregengefahrenkarte,
weshalb die Möglichkeit einer potentiellen Überflutung durch ein Starkregenereignis nicht sicher be-
stimmt werden kann. Auf Grundlage eines DGMs mit einer Zellgröße von 1x1m wird die Beschaffen-
heit der Geländeoberfläche im Untersuchungsraum erfasst und eine Abschätzung der Richtungen des
oberflächlich abfließenden Niederschlagswasser gegeben. Nördlich schließt an den Untersuchungs-
raum eine Erhebung an, welche bis 35,1 m ü. NHN reicht. Die Geländeoberfläche innerhalb des Un-
tersuchungsraumes liegt teilweise deutlich unterhalb 35 m ü. NHN. Insbesondere im Bereich der der-
zeitig landwirtschaftlich genutzten Fläche innerhalb des Geltungsbereiches der Flächennutzungsplan-
änderung senkt sich das Gelände bis zu 31,6 m ü. NHN ab. In diesem Bereich liegt eine Senke, von
welcher anzunehmen ist, dass sich aus den umliegenden Bereichen das abfließende Niederschlags-
wasser in dieser sammeln kann. Südlich der Orbroicher Straße steigt das Gelände wieder an.

Auch östlich der Stendener Straße liegt das Gelände höher als im übrigen Untersuchungsraum. Es kann demnach nicht ausgeschlossen werden, dass der zentrale Untersuchungsraum im Zuge starker Regenfälle von Überflutungen betroffen sein kann.